In diesem Gesetz wird ein Konzept eingeführt, von dem du wahrschein­lich noch nie zuvor gehört hast, nämlich deine »Self-Story«. Es zeigt, wie deine Self-Story deinen Erfolg beeinflusst, und liefert dir eine geheime Strategie, wie du dir eine bessere Self-Story schreiben kannst, damit du Großes erreichst.

»Vielen ist das nicht bewusst , ..«, meinte Chris Eubank jun. und lehnte sich verschwörerisch in seinem Sessel nach vorn.

Chris Eubank jun., Profiboxer und Sohn von Chris Eubank, dem legendären Mitglied der International Boxing Hall of Fame, war für ein Interview zu mir nach Hause gekommen, um das ich ihn in Vor­bereitung auf dieses Buch gebeten hatte.

Er fuhr fort:

…….aber was einen Boxer ausmacht, ist zu 80 Prozent mental. Der Mut, der Instinkt und das Stehvermögen, das du brauchst, um durch eine Menge von Tausenden Leuten zu laufen. Und wäh­rend du läufst, weißt du, dass du, sobald du beim Ring angekom­men und die Treppen raufgestiegen bist, deinen Mantel auszie­hen musst. Die Glocke wird ertönen, und du wirst mit jemandem kämpfen müssen. Du wirst vor Millionen Menschen, die dir über­all auf der Welt zuschauen, verletzt werden, und du wirst jemand anderem Schmerzen zufügen müssen. Schon allein das, dieser Gang — die meisten Leute auf diesem Planeten könnten das nicht. Einfach nur dieser Gang, von dem Teil mit dem Boxen mal ganz zu schweigen, für den braucht man eine enorme mentale Stärke.

Steven Bartlet:Denkst du, dass man jemandem diese mentale Stärke beibrin­gen könnte?

Chris Eubank jun.: Ich denke schon; ich habe miterlebt, wie manche Kämpfer sie entwickelt haben, und du brauchst sie auch. Am Ende wird es Zeiten im Training, beim Sparring und auf jeden Fall wäh­rend des Kampfs geben, in denen du schlimm verletzt wirst. Du wirst dich selbst infrage stellen. Was mache ich hier? Geht’s mir noch gut? Kann ich diesen Typ besiegen? Sollte ich aufgeben? Sollte ich versu­chen, hier rauszukommen? Das ist zu viel. Weißt du, jeder Kämpfer erlebt diesen Moment.

Steven Bartlet:Hast du je bei einem Match ernsthaft darüber nachgedacht auf­zugeben?

*lange Pause*

Chris Eubank jun., : Einmal war ich kurz vorm Aufgeben. Bevor ich Profi wurde, war ich auf Kuba. Da draußen sind die Typen echte Tiere. Das sind Monster. Ich steige also in den Ring für eine einfache Sparring-Session, und dann kommt da der kubanische Olympiateilnehmer im Schwergewicht die Treppe hoch und steigt in den Ring. Ich dachte erst, der steigt in den Ring für ein bisschen Schattenboxen, um sich für seine eigene Sparring-Session mit jemand anderem aufzuwärmen. Und dann meinten alle: »Nein, ihr beiden werdet miteinander spar­ren.« Ich nur so: »Äh, der ist ungefähr dreimal so groß wie ich. Wie stellt ihr euch das vor?«, und die anderen: »Ach was er wird mit dir arbeiten, ihr werdet einfach nur ein bisschen trainieren.« Also dachte ich mir: Na schön. Geht klar. Dann mal los.

Die Glocke läutet zur ersten Runde, und der Typ geht sofort auf mich los und in den Vollkontakt. Die stärksten Schläge, die ich je ein­stecken musste. Bam, bam, bam. Ich ducke mich, weiche aus, renne durch den Ring. Und er folgt mir einfach, ich kann ihn nicht ab­schütteln.

Bam, bam, bam. Er schleudert mich einfach aus dem Ring, Von da oben fällt man fast anderthalb Meter tief auf Beton. Ich lande auf meinem Knie, und mein ganzes Bein wird sofort taub. Ich versuche aufzustehen, und mein Bein macht gar nicht mehr mit. Ich schaue auf, und da lehnt dieses kubanische Schwergewicht an den Banden und schaut auf mich runter. Ich stehe an einem mentalen Scheide­weg und muss eine Entscheidung treffen. Sage ich jetzt: »Hör mal, meinem Knie geht’s übel. Du bist einfach zu groß«? Oder steige ich zurück in den Ring? Ich sehe mich um, während ich auf dem Be­tonboden sitze. Alle schauen mich an, mein Vater ist auch da. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich dachte mir, weißt du was, lass uns das verdammt noch mal zu Ende bringen. Ich bin wieder in den Ring gestiegen, und der Kubaner hat weiter auf mich eingeschlagen, zwei schmerzvolle Runden lang … Aber die einzige Sache, an die ich denken konnte, war: Ich muss drei Runden schaffen, denn ich habe gesagt, dass ich drei Runden mache. Ich werde hier nicht als jemand rausgehen, der aufgibt. Das könnte ich mir nicht verzeihen. Ich muss nach Hause gehen und gut schlafen können. Ich kann nicht guten Ge­wissens einschlafen, wenn ich weiß, dass ein anderer Mann mich zum Aufgeben gezwungen hat. Ich bin also wieder in den Ring gestiegen und habe mir meine Abreibung verpassen lassen. Und von diesem Tag an hatte ich keine Angst mehr. Das war das schlimmste Erlebnis in meinem Leben, aber es war auch das beste, weil ich nun wusste, zu was ich fähig bin. Ich wusste nun, dass ich durchhalten konnte. Wenn der mich nicht zum Aufgeben bringen konnte, wer dann?

Keiner. Und dieses Wissen habe ich meine ganze restliche Karriere hin­durch in mir getragen.

Steven Bartlet:: Das ist unglaublich. Du sprichst von einer Geschichte, die du über dich selbst schreibst, für dich selbst und wie viel Einfluss diese Geschichte auf dein zukünftiges Verhalten hat.

Chris Eubank jun.,:Genau. Das passiert vor allem im Training: manchmal renne ich auf dem Laufband, und dann bekomme ich plötzlich einen Wadenkrampf, und es sind noch acht Minuten, weil ich meinen Ti­mer auf vierzig Minuten gestellt habe und erst zweiunddreißig Mi­nuten gelaufen bin. Der Krampf fängt also an, und ich laufe trotzdem mit einem Bein weiter, ich humpele, denn wenn mich das Laufband zum Aufgeben bringen kann, was passiert dann, wenn ich in den Ring steige, wo mir ein Typ eine reinhaut und mir das wehtut? Dann wird der mich auch zum Aufgeben bringen. Das ist wirklich wichtig, weil es dich lehrt, daran zu glauben, dass du, egal wie schwer es wird, die Art Mensch bist, die mit allem fertigwerden kann.

Es ist nicht wichtig, ob andere zusehen oder ob ich der Einzige bin, der weiß, dass ich aufgegeben habe. Du darfst auch dann nicht aufgeben, wenn keiner zuschaut – du willst diese Energie nicht in dir haben, du musst diese Dämonen draußen halten. Das sind böse Geister, und wenn du sie reinlässt, werden sie die Führung über­nehmen!