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Kann Pep Guardiola irgendwann mit einer anderen Mannschaft als dem FC Barcelona die Champions League gewinnen?

August 18, 2020

3 Jahre Pep Guardiola bei Bayern München – Ein Erfolg oder eine große Enttäuschung?

Nach einer extrem erfolgreichen Zeit mit mehreren Titel beim FC Barcelona kam Pep Guardiola im Jahr 2013 nach München. Er übernahm gleich bei seiner 2. Trainerstation einen Klub der historisch ähnlich erfolgreich gewesen ist wie der FC Barcelona, und einige Monate zuvor das europäische Triple unter Jupp Heynckes holen konnte. Bayern hatte also gerade eine Saison vor Guardiolas Amtsantritt die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte gespielt.

Was machte also Guardiola ?

Er hat von Anfang an die Stärken der Bayern Mannschaft falsch eingeschätzt. Das Bayern Spiel in der Triple Saison unter Heynckes war von einer hervorragenden Taktik geprägt, welche voll auf das Team zugeschnitten war. Mit dieser Taktik gelang es den Bayern damals Barcelona über 2 Spiele mit 7:0 zu schlagen. Zwar war Pep Guardiola damals nicht mehr Trainer des FC Barcelona, aber er hatte den Stiel des Tiki Taka den Barcelona damals spielte entscheidend mitgeprägt. Heynckes hatte allerdings schon damals erkannt, wie man dieser Art zu spielen richtig begegnen konnte.

Nachdem Pep Guardiola seinen neuen Job in München antrat, demontierte er ziemlich schnell die ganze Mannschaft und veränderte den erfolgreichen Heynckes Fußball der alle Komponenten des modernsten taktischen Fußballs besaß, einschließlich blitzartiger Gegenangriffe, zugunsten seines Tiki Taka Ballbesitz Systems, das er schon in Barcelona praktiziert hatte.

Guardiolas Rücksichtslosigkeit und Fixierung auf die eigenen Ideen wurde schnell deutlich, als er sich von Toni Kroos trennte, der nach seinem Wechsel zu Real Madrid dort zu einem der wichtigsten Spieler wurde. Die Ausrede von Guradiola, dass Kroos wechseln wollte kann man auch nicht wirklich gelten lassen. Jeder erfahrene Trainer hätte zumindest versucht um so einen Spieler zu kämpfen.

Hätte auch Bastian Schweinsteiger wirklich gehen müssen? Als Einwechselspieler in der 2. Halbzeit wäre er sicherlich auch noch von Bedeutung gewesen. Bei der WM 2014 war er in den letzten 2. Spielen einer der 3 besten deutschen Spieler. Ein sehr guter Trainer muss außer über fußballerische, taktische und psychologische Fähigkeiten hinaus auch eine Vision haben und wissen, dass ein Spieler wie Schweinsteiger noch in den großen, wichtigen Spielen entscheidend sein kann.

Häufig gab es in der deutschen Sportpresse nicht zu Unrecht die Aussage, dass mit dieser Mannschaft auch ein deutlicher weniger fähiger Trainer als Pep Guardiola locker hätte Meister werden können.

Erst die Champions League stellte für diese Mannschaft eine echte Herausforderung dar. Auf diesem Level entscheidet nicht nur die Spielerqualität, da diese zumindest ab der Ko. Runde ziemlich  ausgeglichen ist. Ab diesem Level gewinnt man durch:

  • Eine bessere taktische Planung. Die Taktik ergibt sich dabei überwiegend aus dem was der Trainer in vorherigen Spielen hat spielen lassen, und was dieser Trainer beim Gegner erkennen konnte. Wenn in erster Linie Ballbesitzfußball gespielt wird, und auf dem Trainingsplan weniger die anderen Raffinessen des taktischen Fußballs wie zum Beispiel das Konterspiel stehen, dann lassen sich auch wenn sie nötig oder notwendig sind keine Taktiken spielen, die man vorher nicht trainiert hat. Die Spieler beherrschen diese Art zu spielen dann einfach nicht.
  • Ein funktionierendes Mannschaftsspiel, wo jeder im Team Bescheid weiß was und wann und wo er wie zu tun hat.
  • Dadurch das man vermeidet, dass auch nur eine Position auf dem Spielfeld falsch besetzt wird, da dann schon ein Störungsfaktor von 10% im Mannschaftsspiel entsteht.
  • Ein echtes Finale kann nur eine Mannschaft gewinnen in der: Die Spieler zumindest mehrere Spiele zusammengespielt haben, und sich auch auf dem Spielfeld und außerhalb gut verstehen und wo der Trainer zu 100% ein allumfassendes Fairplay System umgesetzt hat. Genauso wichtig ist auch wie frisch und wie viele Energie, einschließlich Spielfreude, die Spieler beim dem Ko-System durch die vorherigen Spieleinsätze beibehalten. Für diese Zusammenhänge ist nur der Trainer verantwortlich. Ob es gut war, dass die Mannschaft die ersten 2 Bundesliga Saisons unter Guardiola schon so früh einen so großen Punktenvorsprunge erreichte,

dass die Meisterschaft schon lange vor dem Ende der Champions League entschieden war, und dadurch die nötige Spannung fehlte als es um den wichtigeren Titel ging, kann man auch hinterfragen.

 

Da die oben aufgeführten Regeln zu einem großen Teil von Pep Guardiola nicht eingehalten wurden, hat er bei den letzten 3 Halbfinalspielen gegen Real, Barcelona, Atletico und gegen die Trainer dieser 3 Mannschaften, Ancelotti, Luis Enrique, und Diego Simeone den kürzeren gezogen. Das letzte Spiel gegen Atletico wurde verloren weil Pep vergessen hatte, dass in dem Ko-System der Champions League das erste Spiel häufig das entscheidende ist. Die Tatsache, dass er Müller aus fadenscheinigen, taktischen Gründen im Hinspiel in Madrid nicht in die Startaufstellung nahm war ein schwerer Fehler. Immerhin war das Duo Lewandowski- Müller neben Suarez und Neymar in dieser Saison der torgefährlichste Sturm Europas. Auch die psychologische Wirkung den diese Ausbootung auf Thomas Müller in den nächsten Spielen hatte darf man nicht verkennen.

Es gibt Experten die meinen, dass Pep Guardiola viele Spieler besser gemacht hat. Wir sind nicht der Meinung. Auf diesem Level sollten Spieler verstärkt ihre Stärken trainieren.

Alle Änderungen, die zu sehr in den Bereich der schwer erlernten Automatisierung hineingreifen, müssen erst auf die Waage gestellt werden bevor man sie implementiert. Am meisten bei Automatismen die bisher zu 100% zum Erfolg geführt haben. Deshalb müssen solche Veränderungen immer mit viel Gefühl geschehen. Zu häufig hat Guardiola viele Spieler nicht gemäß ihren Stärken aufgestellt. Zum Beispiel hat sich Philip Lahm, einer der besten Abwehrspieler der Welt, im Mittelfeld als Durchschnittsspieler herausgestellt. Wo er hingehört zeigten auch die Finalspiele der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien. Nämlich natürlich seinen Fähigkeiten entsprechend in die Abwehr. Selbst Robert Lewandowski konnte bei Bayern nur Fuß fassen, und sich auf Müller einspielen nachdem Robben sich verletzt hatte. Dies geschah ohne die Unterstützung von Pep Guardiola. Die steigende Bedeutungslosigkeit von Mario Götze geht auch auf seine Kappe. Es ist nur schwer vorstellbar, dass eines der größten Talente der letzten 50 Jahre es nicht schafft beim FC Bayern Fuß zu fassen.

Hier ist der Trainer gefragt um dem Spieler zu sagen ich ziehe das mit dir durch, oder aber ich lasse dich zu einem anderen Verein wechseln. Der Trainer hat die Macht jeden Spieler zu verunsichern. Wir möchten Messi oder Ronaldo sehen, nachdem der Trainer diese Spieler auf die Bank geschickt hätte und auch außerhalb des Spielfelds Signale aussenden würde, nach denen er nicht an diese Spieler glauben würde.

Die Regel nach der manche Menschen lieber Recht behalten wollen, als Erfolg zu haben trifft auch auf Pep Guardiola voll zu.

Beim Einkaufen hat er auch nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen als er zum Beispiel Xabi Alonso, Benatia, Bernat. Erst bei den Einkäufen von Kingsley Coman und Arturo Vidal lag er goldrichtig. Da war es allerdings schon zu spät.

Insgesamt müssen auch wir zugestehen, dass natürlich nicht alles schlecht war. Pep brachte sicherlich eine Menge internationales Flair in die Bundesliga. Er schaffte auch gegen den einzig echten Gegner in der Bundesliga Borussia Dortmund im Schnitt gute Ergebnisse was selbst Heynckes nicht immer gelungen war. Nichts desto Trotz haben wir gerade in der Champions League mehr erwartet. Hätte Pep Guardiola die natürlichen Stärken seines Teams ausgespielt, wäre mit größerer Wahrscheinlichkeit zumindest ein Champions League Titel herausgesprungen und nicht nur 3 Halbfinals. Wir werden beobachten wie Pep Guradiola sich in Manchester schlägt. Eins ist klar. Der Erfolg ist für ihn Pflicht, wenn er den Mythos des Übertrainers nicht verspielen will.